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Soul Fiction

»Eine Buchreihe wie Musik«Atlantik-Reihen-Logo

Am 3. Mai 2000 hatte der Bremer Atlantik Verlag zu einer »Szenischen Lesung« in den Jazzclub Moments ins Steintorviertel der Stadt eingeladen. Anlaß war die Vorstellung der neuen Buchreihe Soul Fiction, die der Verlag zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 1999 mit vier Titeln gestartet hatte. »In dieser in den USA 1996 neugeschaffenen Reihe beschreiben verschiedene Generationen afroamerikanischer Autorinnen und Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spannend und schonungslos die Seele des schwarzen Amerika: Die verletzte, verrückte, entfremdete, die außer sich ist; und die starke, verwegene, die das Leben annimmt, in vollen Zügen genießt und für Momente bei sich ist. Momente, in denen schöpferische Kräfte freigesetzt werden, aus denen Revolten und notwendige gesellschaftliche Umbrüche entstehen.

Auch wenn diese Literatur zum Teil schon vor Jahren erstveröffentlicht wurde und erst wiederentdeckt werden mußte, geht es dabei nicht um Nostalgie, sondern vielmehr darum, einen Raum zu schaffen für eine Kultur, die sehr lebendig und gegenwärtig ist. Diese Buchreihe ist wie schwarze Musik – melodiös und stilistisch frei wie Jazz, klagend und schmachtend wie Blues, auf Erlösung und Erneuerung der Seele hoffend wie Gospel, heiß und treibend wie Soul und widerspenstig und wortgewaltig wie Rap.

Soul fiction hat außer in den USA auch in England, Italien, Frankreich und den Niederlanden bereits Kultstatus erlangt. Nicht zufällig in einer Zeit, in der auch Pioniere der weißen Beat Generation wie Jack Kerouac eine Renaissance erfahren, die ihre entscheidenden Impulse, sich ›on the road‹ zu machen, ursprünglich von der schwarzen Kultur erhalten haben.« (Aus der Verlagsankündigung)

»Die Herausgeber haben mit den von ihnen ausgegrabenen Texten eine überraschende Entdeckung gemacht: Eine leidenschaftliche Prosa, die bisher ein Schattendasein führte und mit ihren eigenen Variationen des noir aufspielt – mit der Hingabe des Bebop und dem mitreißenden Schwung des Rhythm & Blues.«New York Newsday

Die Jazz-Lesung

Für die »Szenische Lesung mit jazzmusikalischer Begleitung« im Moments hatte der Bremer Komponist und Musiker Peter Apel die künstlerische Leitung des von ihm extra für die Reihe Soul Fiction) arrangierten Jazz & Lyric-Projekts »Wallking on Eggshells« übernommen. Sprecher der Textauszüge aus Herbert Simmons' Jazzroman »Tanz auf rohen Eiern« war der Schauspieler, Sänger und Radiosprecher Michael Pundt. Die Jazzcombo bestand neben Peter Apel (Gitarre) aus Fran Delle (Saxophon), Markus Gnadt (Kontrabaß), Tobias Neumann (Piano) und Oliver Spann (Schlagzeug).

Teil 1 – Tornado-Baby - Lobet den Herrn
Teil II – Aufruhr
Teil III a – Leidenschaft
Teil III b – Leidenschaft
Teil IV – Mae Douglas
Teil V – Half Free
Teil VI – Moses – Abspann

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Die Buchreihe Soul Fiction – »melodiös und stilistisch frei wie Jazz, klagend und schmachtend wie Blues, auf Erlösung und Erneuerung der Seele hoffend wie Gospel, heiß und treibend wie Soul und widerspenstig und wortgewaltig wie Rap«.

Soul FictionHerbert Simmons
Tanz auf rohen Eiern

Roman
232 Seiten, ebr.
12.80 EUR - ISBN-10: 3-926529-75-X / ISBN-13: 978-3926529756

»Er ließ seine Leidenschaft nach innen fließen, wo sie explodierte, und atmete dann die Gefühle durch seine Trompete aus, wie eine heilige und unverletzliche Seele. Die blue notes wurden sein Markenzeichen. Schnell, langsam, leidenschaftlich, gefühllos, ihm war es egal, welches Tempo gespielt wurde, die Schwingung blieb immer die gleiche - der Blues.« (Herbert Simmons im Buch)

Raymond Douglas wird in St. Louis an dem Tag geboren, an dem ein Tornado die halbe Stadt verwüstet und gleichzeitig der Tod der großen Bluessängerin Florence Mills gemeldet wird. Raymond wächst in den Jahren der wirtschaftlichen Depression in den Slums der Stadt auf und fühlt sich von frühester Kindheit an zum Trompetespielen hingezogen. Er überwindet alle Hindernisse, die ihm von Familie und Herkunft in den Weg gelegt werden, und wird ein gefeierter Jazzmusiker, in dessen Lebenslinien sich Bedrückung und Aufbegehren einer ganzen Generation afroamerikanischer Jugendlicher widerspiegeln. Simmons' läßt mit seinem Erstlingswerk die Leserschaft teilhaben an den Urkeimen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, die das Land in den 1960er Jahren von Grund auf verändern wird...

»Kein Musikbuch. Eines mit Musik, mit Soul, Jazz und starken Gefühlen. Und eines über Musik. Simmons dichte Erzählung flackert wie der nervöse Rhythmus des Bebop, ist erfüllt vom Blues und schäumt über von prallem Leben. Voller Lust und Elend, Wut und Leidenschaft. Es ist ein betörender Jazz-Roman.« Passauer Neue Presse

»Simmons Sprache ist kraftvoll und Raymond Douglas' Geschichte liest sich, als habe sie tatsächlich stattgefunden. Sie erinnert an die viel später erschienenen Biographien von Charly Parker und Billy Holliday. Berühmtheit und Erfolg konnte auch diese beiden nicht vor weißer Schikane retten.« Deutschlandradio Berlin

»Die Sätze lehnen aneinander wie die Typen an den Hauseingängen... Simmons schafft mit seiner Geschichte aus dem Scharzen Ghetto in East St. Louis ein verführerisches Soul-Food aus Jazz, experimentellen Gewürzen und einer Prise Chandler-Lakonie.« Die Zeit

»Simmons‘ Prosa ist wie Jazz, sie fließt dahin in einer Aufeinanderfolge von vortrefflich konstruierten Passagen frei improvisierter lyrischer Bilder, Tonlagen und Geschichten, die uns einladen zu erwachen und Teil der Welt zu werden, der diese Musik entstammt – eine Welt, die noch lange nicht verschwunden ist.« David Amram, Jazzmusiker und Autor, der mit Jack Kerouac und Dizzy Gillespie zusammengearbeitet hat, in der Los Angeles Times

Editorische Notiz
Für die deutsche Ausgabe von »Man Walking on Eggshells – Tanz auf rohen Eiern« wurden die Überschriften der drei Teile des amerikanischen Originalromans beibehalten. Mit »Walking«, »So What« und »Round Midnight« bezieht sich Herbert Simmons auf Songtitel von Miles Davis, auf die auch im Roman in Teil drei in den Kapiteln 4 und 7 inhaltlich Bezug genommen wird:. Exakt wiedergegeben sind die ersten beiden Songtitel, über die es im Beitext zum Album »Miles Davis at Carnegie Hall (May 19th, 1961)« heißt: »The program visited many important landmarks of Davis‘ panoramic journey up to that point: signature tunes like ›Walking‹ and ›So What‹«. Zur Überschrift des dritten Romanteils »Round Midnight« findet sich als Quelle im oder über das Schaffen von Miles Davis sein Columbia-Album »Round About Midnight«, das auch Pate gestanden hat für das Buch »Round About Midnight – A Portrait of Miles Davis« von Eric Nisenson.
Die genaue Wiedergabe der von Simmons gewählten Überschrift für Teil drei findet sich im Titel der Musikerbiographie »Dexter Gordon – Round Midnight...nicht nur um Mitternacht« von Stan Britt (deutsch bei Hannibal).

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Soul FictionHerbert Simmons
Corner Boy

Roman
280 Seiten, ebr.

13.50 EUR - ISBN-10: 3-926529-78-4 / ISBN-13: 978-3926529787

»Unter den Laternenpfählen an den Straßenecken lungern sie herum, in finsteren Seitenstraßen und Spielhöllen kommen sie in Scharen zusammen - abgekämpfte Männer mit jungen Gesichtern. Verstreut über alle Städte sind sie anzutreffen, junge Männer, so alt wie der älteste Mensch auf der Welt. Da wäre zum Beispiel der achtzehnjährige Jake Adams...«, ein Schwarzer, der »sein« Viertel durchstreift, Maßanzüge trägt, einen Buick Dynaflow fährt, dealt und sich durch komplizierte Liebschaften schwindelt. Alles scheint spielend leicht, bis ihn die Polizei mit einer weißen Frau im Wagen anhält...

»Dies ist eine Szene, in der es die schlimmste Beleidigung ist, jemanden einen ›Spießer‹ zu nennen, und wo die Stadt von der Rassentrennung zerteilt wird wie von einem tiefen Canyon.« The Times

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Soul FictionCharles Perry
Portrait eines Ertrinkenden

Roman
400 Seiten, ebr.

15.00 EUR - ISBN-10: 3-926529-76-8 / ISBN-13: 978-3926529763

Harald Odum entgeht nichts in seinem Viertel. Nicht die eleganten Gangster, nicht die zu stark geschminkten Frauen. Er lebt mit seinen Kumpels vorwiegend auf der Straße und gewinnt das Vertrauen von Louis Vargas, dem Paten von Brooklyn. Er macht seinen Weg in den Kreisen der Unterwelt. Aber hinter der Maske aus Selbstsicherheit verbirgt sich ein gequälter, einsamer Junge, der auf ein undenkbares Verbrechen zusteuert...

»Eine aufwühlende und beeindruckende Geschichte, die in der Tat weder an ethnischer Herkunft noch an Zeit und Ort gebunden ist.« Karin Noffke, Deutschlandradio Berlin

»Eine Erzählung von tragischer Qualität, die umso beunruhigender ist, da sie einen so festen Bestandteil des täglichen Lebens bildet.« The Times

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Soul FictionRoland Jefferson
Die Schule an der 103. Straße

Roman
210 Seiten, ebr.

12.80 EUR - ISBN-10: 3-926529-77-6 / ISBN-13: 978-3926529770

Buddy Giles und Leon Davenport sind an diesem Morgen unterwegs zu einem geheimen Treffen. Doch sie finden nur die Leiche ihres Freundes. Sie suchen Rat bei Dr. E. Carter, Arzt in Watts, dem Schwarzenviertel von Los Angeles. Dessen Nachforschungen führen weit über das übliche Szenario aus Drogen und Bandengewalt hinaus. Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Mord und einer nächtlichen Zerstörungsaktion in einer Schule? Was hat der Jugendliche entdeckt, als er im Keller zufällig den Zugang zu unterirdischen Räumen fand, die die Ausmaße eines Krankenhauses haben? Aber wozu die vielen Zellen? Und warum mußte der Jugendliche sterben? Steckt ein geheimer Plan der Regierung dahinter?
Ein Netzwerk schwarzer Aktivisten organisiert sich und stellt zunächst eine systematische Untersuchung an, wobei »Anlagen« dieser Art in mehr und mehr Großstädten der USA gefunden werden. Unweigerlich entsteht die Frage: Darf dieses Wissen länger geheim bleiben? Es kommt zur koordinierten politischen Aktion im ganzen Land...

Jefferson hat einen Politthriller geschrieben, dessen Weitsicht durch die im Juni 2004 offenbar gewordene Existenz von geheimen Gefängnissen der USA bestätigt wird – wenn auch unter anderen Vorzeichen und zunächst noch gegen einen »äußeren Feind« gerichtet. Jeffersons Roman knüpft mit dieser Vision an eine uralte Befürchtung an, die sich seit Generationen in der afroamerikanischen Bevölkerung hält: Die von der »Endlösung der Rassenfrage« durch die Eliten des im weißen Amerika. Oder wie es in einer Buchbesprechung im Deutschlandradio Berlin hieß:

»Jefferson packt in seinem Buch ein afroamerikanisches Trauma an: die Vision von Rassenkrieg und Völkermord. Das Thema und seine spannende Verpackung machen es sehr lesenswert.«

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Soul FictionShay Youngblood
Big Mama Stories

Roman
130 Seiten, ebr.

10.00 EUR - ISBN-10: 3-926529-80-6 / ISBN-13: 978-3926529800

Viele »Big Mamas« begleiten die zwölfjährige Rita auf ihrem Weg in die Welt der Erwachsenen. Mit ihren Geschichten führt Shay Youngbloods Rita Schritt für Schritt in die Freuden und Widrigkeiten des Lebens ein. Die Big Mamas erzählen von Männern und von Rassismus, von Liebe zwischen Frauen und vom Blues, der »nichts anderes ist als eine gute Frau, die sich schlecht fühlt«. Die »Big Mama Stories« sind Empowerment im besten Sinne des Wortes – Frauenpower, gewonnen aus Siegen und Niederlagen. Sie erzählen vom alltäglichen Kampf schwarzer Frauen in Nordamerika um die Intregität ihrer Persönlichkeit.

Shay Youngblood über ihr Buch: »Die Big Mama Stories enthalten mehr autobiographische Elemente als alles, was ich je geschrieben habe. Als ich zweieinhalb Jahre alt war, starb meine leibliche Mutter. Ich bin von meinen Urgroßmüttern, Großtanten und Tanten großgezogen worden, die mir ihre phantastischen Geschichten erzählten. Viele dieser Geschichten halfen mir herauszufinden, was es heißt, eine Frau in dieser Welt zu sein.«

»Shay Youngblood schreibt hier sehr einfach und detailgetreu über ihr Aufwachsen bei Big Mama und deren Freundinnen, einer verschworenen Gemeinschaft von patenten und lebenstüchtigen Frauen in Columbus/Georgia, im Süden der USA, wo in den 60er Jahren die Rassentrennung noch praktiziert wurde. Interessant und lebensnah, auch schon für Jugendliche geeignet.« Barbara Jähnert im ekz-Bibliotheksdienst

»Nach der letzten Geschichte sollte man die ersten Seiten nochmals lesen. Fühlt sich dann an wie zu Hause.« Die Zeit

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Pressestimmen zu Soul Fiction

»Prosa in Bestform.« Prinz, 26.04.2000

»Die Sätze lehnen aneinander wie die Typen an den Hauseingängen. ... Simmons schafft mit seiner Geschichte aus dem schwarzen Ghetto in East St. Louis ein verführerisches Soul-Food aus Jazz, experimentellen Gewürzen und einer Prise Chandler-Lakonie.« Die Zeit, 27.04.2000

»... die Texte sind nicht nur spannend, sondern machen das US-amerikanische Dilemma von innen heraus nachfühlbar.« aktuelles, Frühjahr 2000

»Der Reihe ›Soul fiction‹ ... gebührt der Verdienst, eine Stimme wieder entdeckt und in preiswerten Ausgaben zugänglich gemacht zu haben - eine Stimme, die beides vereint: die Authenzität, mit der die schwarze Erfahrung eingefangen und verarbeitet ist und die Kraft zur ästethischen Gestaltung, zu einer fesselnden und überzeugenden Literatur.« NDR, 27.04.2000

»Soul fiction... eine Reihe, die hoffentlich gerade erst ihren Anfang gemacht hat.« Spex, 28.04.2000

»Kein Musikbuch. Eines mit Musik, mit Soul, Jazz und starken Gefühlen. Und eines über Musik. Simmons dichte Erzählung flackert wie der nervöse Rhythmus des Bebop, ist erfüllt vom Blues und schäumt über von prallem Leben. Voller Lust und Elend, Wut und Leidenschaft. Es ist ein betörender Jazz-Roman.« Passauer Neue Presse, 24.06.2000

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